- 12. Oktober 2020
- frauen.land
- liezen
Aktuell zählt die Steiermark 22 Bürgermeisterinnen. Ich habe eine von ihnen zu ihrem politischen Werdegang, den Herausforderungen für Frauen in der Kommunalpolitik und der Bedeutung von Netzwerken befragt. Roswitha Glashüttner ist seit 2018 Bürgermeisterin der Stadtgemeinde Liezen und seit 2019 Vizepräsidentin des österreichischen Gemeindebundes.
Dohr: Wieso haben Sie sich für ein politisches Engagement entschieden?
Glashüttner: Ich war als Betriebsrätin in der Firma Plansee tätig und wurde gefragt, ob ich Interesse hätte in der Gemeinde mit zu arbeiten. Mein Vater war bereits Betriebsrat und Politik war bei uns zu Hause immer ein Thema. 1998 bin ich in den Gemeinderat eingezogen und ein Jahr später habe ich das Sozialreferat übernommen. Hier konnte ich mich um zwei mir wichtige Themen, Soziales und Gesundheit, kümmern und habe dreizehn Mal die Liezener Gesundheitsmesse organisiert.
Wie kam es dazu, dass Sie Bürgermeisterin wurden?
Ich war Vizebürgermeisterin und sehr überrascht, als mein Vorgänger mich gefragt hatte, ob ich ihm im Amt nachfolgen wolle. Nach einiger Bedenkzeit habe ich mich dazu entschieden. Der Rückhalt meines Partners und meiner Familie war mir bei der Entscheidung sehr wichtig.
Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
Das sind ganz klar die Innenstadtentwicklung und Bürger*innenbeteiligung. Mein Ziel ist es, Bürger*innen aktiv bei der Gestaltung unseres Lebensraumes, der Stadt Liezen, mitreden und mitwirken zu lassen.
Was sind Ihrer Meinung nach, die größten Herausforderungen und die größten Chancen für Frauen in der Kommunalpolitik?
Nach wie vor ist es die Vereinbarkeit von Familie und Politik. In Liezen achten wir deshalb besonders auf familienfreundliche Strukturen im Gemeinderat. Für Frauen bietet politisches Engagement die Möglichkeiten, aktiv zur Steigerung der Chancengleichheit beizutragen und junge Frauen zu motivieren, sich ebenfalls in der Gemeinde einzubringen.
Wie bedeutend sind für Sie Netzwerke in der Kommunalpolitik und welches können Sie besonders hervorheben?
Ich schätze Netzwerke sehr zum Austausch, greife aber auch bei konkreten Fragen gerne auf die Expertise meiner Partner*innen zurück. An dieser Stelle scheint es mir interessant, auf ein Frauennetzwerk des österreichischen Gemeindebundes hinzuweisen. Alle Bürgermeister*innen Österreichs sind hier vernetzt und treffen sich jährlich zum Austausch. Auch darüber hinaus gibt es regen Kontakt untereinander. Der österreichische Gemeindebund achtet natürlich auch auf Gleichstellung und so stehen seit dessen Neuausrichtung im letzten Jahr mitunter zwei Frauen als Vizepräsidentinnen an der Spitze. Eine davon darf ich sein.
Fotos: © Stadtgemeinde Liezen